3 Jahre legalisierte Genitalverstümmelung

Gemeint ist natürlich das, was im Allgemeinen unter dem Euphemismus Beschneidung bekannt ist. Es handelt sich schon alleine deshalb um einen Euphemismus, da bei der Zirkumzision nicht einfach nur ein Stück hässliche oder überflüssige Haut abgeschnitten wird. Die Vorhaut ist tatsächlich eine erogene Zone und hochsensibler Teil des Penis mit mehr als 20.000 Nervenenden. Wem das noch nicht reicht, der sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Eichel zunehmend durch die permanente Reibung an der Kleidung desensibilisiert. Ein Vorgang, der nicht einfach aufhört, sondern im Laufe der Jahre immer weiter fortschreitet. Und das sind nur die offensichtlichsten Folgen, sofern keine Komplikationen auftreten.

Jedenfalls fand heute vor 3 Jahren die 213. Sitzung des Deutschen Bundestages statt. Abgestimmt wurde damals über den Entwurf eines Gesetzes über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes. Eben jene Entscheidung, die den am 28.12.2012 in Kraft getretenen § 1631d in das Bürgerliche Gesetzbuch einfließen lies und mit 434 Ja-Stimmen (namentliche Liste) beschlossen wurde.

Rechtliche Betrachtung

Auf eine rechtliche Betrachtung meinerseits möchte ich an dieser Stelle verzichten und auf die äußerst ausführliche Erläuterung durch Dr. Jörg Scheinfeld, HRRS 2013, 268 ff hinweisen. Scheinfeld deckt in seinen Erörterungen zu den relevanten Auslegungsfragen einige grobe handwerkliche Fehler des Gesetzgebers auf.

Ebenso lesenswert ist der Aufsatz Gelungener Ausgleich zwischen Grundrechten und Staatsräson? von Sven Großmann, HRRS 2013, 515 ff. Großmann geht näher auf die ursächlichen Beweggründe des Gesetzgebers ein und legt dar warum aus Gründen der Staatsräson die Beschneidung als potentieller Straftatbestand beseitigt werden musste.

Staatsräson

Als unmittelbare Folge der unmenschlichen Verbrechen des Holocausts ergibt sich die historisch einzigartige politische und gesellschaftliche Pflicht der BRD, den Wiederaufbau des jüdischen Lebens in Deutschland in besonderem Maße zu schützen und zu fördern. Alles, was dem entgegensteht, muss durch den deutschen Staat zwingend verhindert werden. Dies steht außer Frage und bedarf an dieser Stelle sicherlich auch keiner weiteren Vertiefung.

[…]

Auch wenn der Gesetzgeber es nicht explizit benennt, ist es offensichtlich, dass es im Kern dieses Gesetzgebungsaktes um die Durchsetzung dieser bundesdeutschen Staatsräson, sowie um die Wahrung des internationalen Ansehens Deutschlands ging. Die religiös motivierte Beschneidung ist weltweit in keinem Staat untersagt. Dass gerade Deutschland die traditionelle jüdische Beschneidung vor dem erwähnten Hintergrund schlicht nicht strafrechtlich verfolgen kann, ist somit eigentlich selbsterklärend. Der damit einhergehende, enorme außenpolitische Ansehensverlust durfte und konnte vom Gesetzgeber nicht riskiert werden und musste daher verhindert werden.

Es kann an dieser Stelle somit festgehalten werden, dass nicht die zur Auflösung des Spannungsverhältnisses geführte Auseinandersetzung mit den dargestellten Interessen den Weg zu einem verfassungsrechtlich einwandfreien Ergebnis ebnete, sondern dass das bereits feststehende Ergebnis von Beginn an den Zugang zu einer (in verfassungsrechtlicher Sicht) aufrichtigen Debatte versperrte.

Großmann, HRRS 2013, 518 f
(Hervorhebung durch den Zitierenden)

Nichts­des­to­trotz handelt es sich um ein tradiertes unmenschliches Ritual das selbst unter Juden auf Kritik stößt und in der heute praktizierten Form nicht immer Teil des Judentums war.

Für das Judentum hat diesen Aspekt der Oberrabbiner Metzger in der Bundespressekonferenz anschaulich gemacht: Das Kind werde mit einem „Stempel“, einem „Siegel“ versehen, damit es sich noch im entlegensten Teil der Welt daran erinnere, dass es Jude sei. „Man kann es kaum deutlicher sagen: Es soll dem Gezeichneten schwer gemacht werden, jemals im Leben sein Judentum abzulegen“. Mit dem Hinweis auf diese Zusammenhänge wird also nicht behauptet, die Beschneidung mache das Ablegen oder einen Wechsel der Religion unmöglich; abgestellt wird nur auf diejenige Erschwerung, die der Eingriff nach den Bekundungen der religiösen Führer gerade erstrebt. – Diese Sicht findet für das Judentum eine Bestätigung darin, dass die Beschneidung anfangs viel milder durchgeführt worden ist; nur die Vorhautspitze ist abgetrennt worden. Die Rabbiner haben erst um das Jahr 150 n.Ch. eine radikalere Form verfügt, weil einige Beschnittene erfolgreiche Restitutionsversuche unternommen hatten. Dergleichen sollte unmöglich gemacht werden.

Scheinfeld, HRRS 2013, 269
(Hervorhebung durch den Zitierenden)

Dazu noch ein Zitat aus dem FAZ-Artikel:

Rabbi Ben Jaakov Ben Asher, ein Gelehrter aus dem dreizehnten Jahrhundert, warnte indes: „Wer sich nicht beschneidet, kommt nicht ins Paradies, auch wenn er die Tora studiert und gute Taten vollbringt.“ Dennoch gesteht Mazor ein: „Wer als Jude geboren wird, aber nicht beschnitten wurde, ist trotzdem ein vollwertiges Gemeindemitglied. Die Religion macht da keinen Unterschied.“ Nur beim Übertritt ist der „Brith“ obligatorisch.

Zumindest wenn man dem Gelehrten aus dem dreizehnten Jahrhundert Glauben schenken will spräche nicht das Geringste dagegen, wenn sich jüdische Männer nach erreichen der Volljährigkeit diesem Ritual unterwerfen um ihre Bindung an Gott zu bestätigen und zu festigen. Die Beschneidung selbst ist demnach nicht religionsstiftend sondern religionsbestätigend.  Freilich kann man davon ausgehen, dass die meisten Juden aus gutem Grund davon Abstand nehmen würden.

Nicht religiöse Gründe

Eine Auflistung mit den häufigsten Begründungen finden sich z.B. im Intaktivisten-Wiki oder auch bei  Robin Urban. Eine eigene Auflistung spare ich mir daher.

Fazit

Der fundamentalistische Vater, der seinen Achtjährigen beim Onanieren erwischt und ihm zur Abgewöhnung eine heftige Ohrfeige gibt, macht sich strafbar. Beschließt er stattdessen, ihn zu demselben Zweck und unter der (wahren!) Angabe ,religiöse Gründe‘ beschneiden zu lassen, ebnet ihm das neue Gesetz den Weg.

R. Merkel ebenda, S. 8; Herzberg ZIS 2012, 486 f.

Dem lässt sich kaum etwas hinzufügen und um es kurz zu machen gibt es viele gute Gründe gegen eine männliche Genitalverstümmelung und nur einen, im Angesicht der deutschen Geschichte, dafür. Und selbst diesem lässt sich mit Mut zum politischen Handeln entgegentreten. Es stände Deutschland gut zu Gesicht sich zu den unveräußerlichen Menschenrechten auch für die Schwächsten zu bekennen – trotz der zu erwartenden internationalen Proteste.

Gesundheitliche Folgen

Einen ausführlichen Einstieg und Überblick über die gesundheitlichen sowie psychischen Folgen einer Zirkumzision liefert das Pflegewiki. Wer jetzt noch die Nerven hat sollte sich auch einen Überblick über mögliche Komplikationen bis hin zum Tod machen.

Um Komplikationen hervorzurufen sind nicht zwingend solche Zustände erforderlich:

Im Mai dieses Jahres waren es mindestens 30 Tote allein in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga. Kinder und Jugendliche, denen ihr Geschlecht zum Verhängnis wurde – das männliche. Sie starben an den Folgen ihrer Beschneidung, sind verblutet oder an einer Infektion zugrunde gegangen. Rund 30.000 Jungen werden Jahr für Jahr in Südafrika beschnitten. Nicht in Krankenhäusern, sondern an sogenannten Initiationsschulen; Einrichtungen, an denen die Beschneidung mit primitivsten Mitteln von Personen vorgenommen wird, die keine Ärzte sind. Die Beschneidung ist in vielen Gebieten Afrikas Teil eines Initiationsritus.

Bereits Dr.med. Wolfram Hartmann, 2012 Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte teilte dem für das Gesetz zusändigen Rechtsauschuss zu einer Anhörung am 26. November 2012 mit:

Diese Ergebnisse (im verlinkten PDF) sprechen für sich und widerlegen eindrucksvoll die immer wieder geäußerte Behauptung, es handele sich um einen völlig harmlosen Eingriff ohne wesentliche Komplikationen. Auch der Arztvorbehalt schützt nicht unbedingt vor Komplikationen.

Die Debatte über die rituelle Beschneidung weist fundamentalistische Züge auf. Die Befürworter der Beschneidung bagatellisieren diese Form der Körperverletzung, bei der es auch zu lebenslangen körperlichen und vor allem seelischen Verletzungen kommen kann, und werfen den Verfechtern des Kindeswohls immer wieder Antisemitismus vor.

(Hervorhebung durch den Zitierenden)

Schon in Anbetracht der gesundheitlichen Risiken ist es nicht einzusehen einem Kind einen solchen Eingriff ohne medizinische Indikation zuzumuten. So hoch man religiöse Traditionen und Staatsräson auch bewerten mag. Beim § 1631 BGB handelt es sich um ein zutiefst menschenverachtendes Machwerk politischer Akteure ohne RückradRückgrat.

Von Sitte und Moral

Sitten und Bräuche begegnen uns jeden Tag. Sei es in Form von einer Höflichkeitsfloskel wie »Bitte und Danke« oder dem Vorstellen von Gesprächspartnern. Sitten werden gegenüber Bräuchen als zwingende Verhaltensweise erachtet und spiegeln die moralischen Werte und Regeln einer kulturellen Gesellschaft. Dazu gehört zum Beispiel die Erwartung einer Schwangeren oder kranken und alten Menschen bedingungslos einen vorteilhaften Sitzplatz zu überlassen. Aber auch Erwartungen wie Treue, Keuschheit oder Frömmigkeit gehören zu den Regeln der Sittlichkeit.

Die Einhaltung dieser, oft ungeschriebenen Regeln, wird im allgemeinen als moralisches Verhalten anerkannt während ein Verstoß als Tabubruch gebrandmarkt wird. Die Vorstellungen von moralisch positivem Verhalten sind einem permanenten Wertewandel unterworfen. So ist die Rassentrennung heute formal abgeschafft. Aus den Köpfen hingegen ist sie noch längst nicht verschwunden. Der Straftatbestand des §175 ist in Deutschland gerade erst vor 20 Jahren abgeschafft worden und unterlag zwischen 1969 und 1973 mehrfachen Änderungen die den Straftatbestand ein wenig entschärften. Aber auch heute gibt es in einigen Ländern der Erde noch oder wieder Gesetze gegen homosexuelle Männer.

Die meisten Sitten und Wertvorstellungen bekommen wir von unseren Eltern mitgegeben. Dementsprechend selten hinterfragen wir unsere moralischen Standards. Und warum sollten wir auch daran zweifeln? Kinder und Jugendliche haben oft nur dann Grund für Zweifel wenn die eigene erlebte Realität nicht mit den erlernten Wertvorstellungen zusammen passt. Und wie groß ist tatsächlich die Wahrscheinlichkeit eines guten oder sogar besten geouteten schwulen Freundes? Und so schließt sich der Teufelskreis in dem dann schlimmstenfalls von abnormen, ja  sogar abartigen, »Hinterladern« und Schlimmerem gesprochen wird.

Im Zuge des Wertewandels können vormals ausgegrenzte und unterdrückte Personengruppen Anspruch auf bislang verwehrte Rechte und Privilegien erheben. Gleichzeitig werden sich aber auch immer Menschen finden die den Wertewandel ablehnen und an konservativen Vorstellungen festhalten. Natürlich ist es zulässig dieses Meinungsbild als rückständig abzulehnen. Dabei muss einem allerdings auch klar sein, dass die eigene Position im Gegenzug als moralisch verwerflicher Sittenverfall abgelehnt werden kann.

Selbst eine progressive Gesellschaft ist nur dann zu akzeptieren wenn auch eine willkürlich abwertende Position ohne Angst vor Repressalien eingenommen werden kann. Während Menschen wie Sarrazin und Pirinçci ungerechtfertigt von Zensur schwadronieren behalten sie in einem Punkt doch Recht. Unerwünschte Meinungen werden in unserer heutigen Zeit allzu gerne mit der latenten Gefahr gesellschaftlicher Ächtung mundtot gemacht.

Aktuell bewegt sich der Wertewandel für viele in einem akzeptablen Rahmen. Allerdings gibt es auch Bereiche in denen die Grenzen klar überschritten werden. So werden zum Beispiel unter feministischer Flagge vielfach willkürlich die Rechte der männlichen Bevölkerung eingeschränkt während gleichzeitig die Wertvorstellung von reinen unschuldigen Frauen und verkommenen triebgesteuerten Männern voran getrieben wird.

Das für sich alleine genommen wäre noch nicht das Schlimmste. So bleibt uns dank Meinungsfreiheit noch das Recht gegen willkürliche sogenannte positive Diskriminierung vorzugehen. Aber wie lange noch? Unlängst wurde ein Maßnahmenpapier der EU veröffentlicht, dass zum Beispiel definiert welche Meinungen unter die Unerwünschten fallen.

Was auf den ersten Blick wie ein wirksames Mittel gegen Intoleranz wirken mag ist genau das Gegenteil. Eine freie und demokratische Gesellschaft benötigt die Meinungsfreiheit. Ohne gegensätzliche und damit potentiell rassistische, homophobe oder antifeministische Meinungen entziehen wir uns die Möglichkeit die eigene Position zu hinterfragen.

Auch unerwünschte Meinungen müssen ohne Gefahr für Leib, Leben oder Existenz öffentlich ausgesprochen und unterstützt werden können. Ansonsten kann man – zu Recht – von einem totalitären Staat sprechen.

Hilfetelefon – Gewalt gegen Männer – Kein Anschluss?

Hilfetelefon – Auch Männer dürfen anrufen

365 Tage im Jahr, rund um die Uhr kostenfrei erreichbar: Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen bietet Betroffenen erstmals die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und barrierefrei beraten zu lassen. Die Mitarbeiterinnen stehen hilfesuchenden Frauen vertraulich zur Seite und leiten sie bei Bedarf an die passenden Unterstützungsangebote vor Ort weiter. Damit deckt das neue Angebot einen gesellschaftlichen Bedarf und übernimmt eine wichtige Lotsenfunktion für Betroffene, Familienangehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte.

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1. Jahresbericht: Wer nahm Kontakt auf?

Die Hauptgruppe der Personen, die das Hilfetelefon kontaktierten,
waren von Gewalt betroffene Personen. 12.162
betroffene Frauen wandten sich an das Hilfetelefon. Auch
333 betroffene Männer suchten Unterstützung.
21 betroffene
Personen bezeichneten sich selbst als trans* ([…]).
Eine geringe Anzahl der Kontakt aufnehmenden Personen
waren Kinder. Insgesamt meldeten sich 456 Kinder, davon
sagten 284, dass sie selbst betroffen seien.

Männer sind also mitgemeint?

Die gesetzliche Grundlage für das Hilfetelefon stellt das HilfetelefonG dar. Unter § 3 Adressatenkreis findet sich: »Personen aus dem sozialen Umfeld von Frauen, die von Gewalt betroffen sind.« Streng genommen also: Ja! Ob die Interpretation jetzt auch homosexuelle Männer zulässt bleibt für mich zumindest fraglich. Im Zweifel also einfach mitgemeint fühlen!

Die gesetzliche Grundlage für das Hilfetelefon stellt das HilfetelefonG dar. Unter § 3 Adressatenkreis findet sich: »Die Angebote des Hilfetelefons wenden sich insbesondere an:« Streng genommen also: Ja! Den damit sind Frauen zwar als Zielgruppe benannt aber andere Gruppen werden nicht ausgeschlossen. Im Zweifel also einfach mitgemeint fühlen!

Die Sache mit dem mitgemeint fühlen ist im Fall Hilfetelefon aber schwierig. Nicht nur, dass es kein für Männer ansprechendes Werbematerial gibt. Auch die Informationsseiten des Hilfetelefons richten sich durchgängig an Frauen. Hin und wieder lässt ein Nebensatz vermuten, dass man als von Gewalt betroffener Mann auch anrufen darf.

Und selbst wenn Mann sich überwindet und zum Telefon greift. Beim Hilfetelefon arbeiten qua § 4 Anforderungen an die Hilfeleistung ausschließlich weibliche Fachkräfte. Der Grund ist soweit verständlich. Ist doch anzunehmen, dass von Gewalt durch Männer betroffene Frauen einem männlichen Gesprächspartner gegenüber Ressentiments hätten. Im umgekehrten Fall ist davon aber ebenfalls auszugehen.

Evaluation

»Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben veröffentlicht jährlich einen Sachstandsbericht zur Inanspruchnahme des Hilfetelefons und zu den erbrachten Leistungen. Der Sachstandsbericht dient auch dazu, die Angebote des Hilfetelefons bedarfsgerecht anzupassen.« kann man in § 7 Sachstandsbericht; Evaluation lesen.

Veränderung ist demnach nur zu erwarten wenn sich mehr Männer an das Hilfetelefon wenden. Solange die Zahlen nahelegen, dass nur 2-3% der Betroffenen Männer sind wird sich am Angebot und den Werbemaßnahmen auch nichts ändern.

Und gerade deshalb ist es wichtig, dass Männer trotz der abschreckenden Gestaltung das Hilfetelefon nutzen.

Mit Intoleranz zu mehr Toleranz?

Beim Thema Ehe scheiden sich die Geister. Egal ob Homo-Ehe,Ehe mit und ohne Kinder oder Ehe als patriarchale Versklavung. Unter den Kämpfern für mehr Toleranz findet man vor allem eines: Intoleranz

So berichten unter anderem derStandard.at und die FAZ über einen Boykottaufruf der Dating-Plattform OKCupid gegen den Browser Firefox. Stein des Anstoßes ist eine 1000$ Spende des neuen Mozilla CEO Brendan Eich für eine Kampagne in Kalifornien die sich gegen die Ehe homosexueller Paare richtete. Es geht also schlicht um die Personalentscheidung der Mozilla Foundation die sich von Anfang an für Ideale wie Freiheit, Respekt, Transparenz und Gleichberechtigung einsetzte und dies auch deutlich klarstellt.

Die Ehe ist nicht nur in der Bundesrepublik eine besondere In­s­ti­tu­ti­on. So steht im Grundgesetz Artikel 6 folgendes: »Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.« Aber auch die Europäischen Menschenrechtskonvention stellen mit Artikel 12 die besondere Stellung der Ehe heraus: »Männer und Frauen im heiratsfähigen Alter haben das Recht, nach den innerstaatlichen Gesetzen, welche die Ausübung dieses Rechts regeln, eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen.«

Die Ehe ist in der heutigen Zeit vor allem ein rechtliches Konstrukt. Solange man nicht im sprichwörtlich hintersten erz-katholischen Dorf lebt wird sich auch die Nachbarschaft kaum dazu äußern wenn man glücklich in »Wilder Ehe« und einem Stall voll Kindern lebt. Bei homosexuellen Menschen wird nach landläufiger Meinung etwas genauer hingesehen. Man muss sich deshalb auch bewusst machen, dass die Ehe nach wie vor als Keimzelle der Familie gesehen wird. Aber woher rühren die oft mit harten Bandagen geführten Grabenkämpfe?

Zuerst muss man feststellen, dass die Ehe in ihren Ursprüngen ein rein religiöses Phänomen war. Im Römischen Reich zum Beispiel handelte es sich bei der Ehe eher um einen Vertrag um politische und materielle Interessen zu sichern. Die von der Weltanschauung unabhängige Zivilehe gibt es in Deutschland seit 1876 staatliche Standesämter eingeführt wurden.

Es geht beim Streit über die Homo-Ehe zwar auch um die Anerkennung einer Solidargemeinschaft – aber eben nicht nur. Nüchtern betrachtet stehen handfeste wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Und Hand aufs Herz. Spielt das Geschlecht zweier Partner da eine Rolle? Gebietet nicht Art. 3 GG eine bedingungslose Gleichbehandlung? Wie ist eine Ungleichbehandlung zu rechtfertigen wenn Menschen einen Partner gleichen Geschlechts heiraten wollen?

Für Toleranz zu werben und die Eheschließung homosexueller Paare zu fordern ist offensichtlich zwingend geboten wenn man die Grundwerte unserer Gesellschaft leben will. Neben diesen Werten gibt es allerdings auch noch religiöse Werte. Die Forderung einer kirchlichen Trauung wäre damit nicht vereinbar. Nur – wurde die Zivilehe nicht geschaffen um genau diese Lücke zu füllen?

Die Forderung nach Toleranz ist ein grundsätzlich zu unterstützendes Anliegen. Aber wo bleibt die Toleranz wenn gegensätzliche Meinungen und Vorstellungen massiv angegriffen und torpediert werden? Wie kann es angehen, dass zum Boykott eines Browsers aufgerufen wird nur weil ein Mitarbeiter nicht die eigenen Werte teilt? Wie verträgt sich der Ruf nach Toleranz mit einem solch intoleranten Verhalten?

Es reicht nicht wenn man, zumindest der eigenen Meinung nach,  moralisch im Recht ist. Und es mag noch so modern sein restriktive Positionen mit viel Tamtam und dem Hinweis auf Toleranz anzugreifen. Ein Zeugnis der eigenen Toleranz ist das gerade nicht.

Warum ich mich nicht als Maskulist sehe

Ich habe vor zwei Tagen den Feminismus als Ideologie kritisiert. Dabei habe ich für mich selbst die Feststellung getroffen, dass ich mich nicht als Maskulist sehe. Dadurch wurden insbesondere zwei Fragen aufgeworfen über die ich mir heute mehr Gedanken machen will.

Danke, wenn du Lust hast (oder hast) du es schon getan, dann schreib doch bitte noch mal etwas mehr darüber, warum du nicht als Maskulist gelten möchtest.

elmardiederichs

Mir persönlich ist es eigentlich egal wer mich in welche Schublade steckt. Ich weiß aber ganz sicher, dass ich die damit verknüpften Erwartungen früher oder später enttäuschen werde.

Das (Anm. d. Verf.: Maskulismus als Ideologie) ist eine spannende Frage und hängt sehr davon ab, was man unter “Ideologie” versteht.

man.in.th.middle

Ein Blick auf den Begriff Feminismus

Der Begriff Feminismus verbreitete sich in Deutschland erst in den 1970er Jahren als positive Selbstbeschreibung der Frauenbewegung. Sogenannten Ismen beschreiben Anhänger eines Glaubenssystems oder eben einer Ideologie. Die sogenannte 2. Welle der Frauenbewegung trägt demnach maßgeblich an der Bildung des Begriffs Anteil.

Die Themen des 19. bis ins 20. Jahrhundert waren noch vom Wunsch rechtlicher und gesellschaftlicher Gleichberechtigung getrieben. Die 2. Welle hingegen legte deutlich mehr Gewicht auf Emanzipation von vorgeblicher Unterdrückung und nicht selten wurde bereits damals mit Übertreibungen und Halbwahrheiten gearbeitet. So hält sich zum Beispiel bis heute hartnäckig das Gerücht, dass eine Frau bis 1977 die Erlaubnis ihres Ehemanns für die eigene Berufstätigkeit brauchte.

(1) [1] Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung.[2] Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist. […]

BGB §1356 (bis 1977)

(1) [1] Hat sich die Frau einem Dritten gegenüber zu einer von ihr in Person zu bewirkenden Leistung verpflichtet, so kann der Mann das Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn er auf seinen Antrag von dem Vormundschaftsgerichte dazu ermächtigt worden ist.[2] Das Vormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ertheilen, wenn sich ergiebt, daß die Thätigkeit der Frau die ehelichen Interessen beeinträchtigt.

(2) [1] Das Kündigungsrecht ist ausgeschlossen, wenn der Mann der Verpflichtung zugestimmt hat oder seine Zustimmung auf Antrag der Frau durch das Vormundschaftsgericht ersetzt worden ist.[2] Das Vormundschaftsgericht kann die Zustimmung ersetzen, wenn der Mann durch Krankheit oder durch Abwesenheit an der Abgabe einer Erklärung verhindert und mit dem Aufschube Gefahr verbunden ist oder wenn sich die Verweigerung der Zustimmung als Mißbrauch seines Rechtes darstellt.[3] Solange die häusliche Gemeinschaft aufgehoben ist, steht das Kündigungsrecht dem Manne nicht zu. […]

BGB §1356 (bis Juli 1958)

Eine ausdrückliche Erlaubnis war also nicht notwendig und die Möglichkeit der Kündigung durch den Ehemann bis 1958 nur über ein Vormundschaftsgericht zu erreichen. Im Zeitraum 1958-1977 kommt §1356 allenfalls für die, damals übliche, Schuldfrage im Zuge einer Scheidung zum tragen.

Zum Mythos des Anspruchs auf ein Konto ab 1962 konnte ich nicht einmal Hinweise finden. Selbst beim BMFSFJ weiß man davon anscheinend nichts. Sachdienliche Hinweise dazu sind ausdrücklich erwünscht.

Die Behandlung weiterer Mythen und Legenden würden den Rahmen an dieser Stelle sprengen. Trotzdem wird deutlich, wie der Begriff Feminismus von Anfang an positiv belegt und als Sammelbegriff für Frauenrechte etabliert wurde.

Und ein Blick auf den Begriff Maskuli(ni)smus

Jetzt wird es schwieriger. Der Begriff Maskulinismus wurde Ende des 20. Jahrhunderts von feministischer Seite zur Denunziation feminismuskritischer aber auch antifeministischer Positionen etabliert. Entsprechend wird der Begriff auch als »Ideologie des Patriarchats« verstanden. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Begriff Männerbewegung als pro-feministischer Flügel der Frauenbewegung kolportiert wird.

Abgrenzend wird der Begriff Maskulismus verwendet; mit dem Ziel der Männerbewegung für Männer- und Väterrechte ein positives Selbstbild zu geben. Entsprechend wird auch der Begriff Männerrechtsbewegung genutzt. Ein für mich ziemlich ungeeigneter Begriff da er den Eindruck eines politischen Rechtsrucks transportiert.

Die Begrifflichkeiten selbst werden sowohl synonym als auch abgrenzend benutzt. Gerade wenn man im Maskul(in)ismus eine Gegenposition zum Feminismus begreifen will bietet sich die Wortschöpfung an. Die bewusste Vermischung von Feminismus-Kritik und Antifeminismus dient zur Diskreditierung, da antifeministische Positionen häufig auch von religiösen und nationalsozialistischen Revisionisten eingenommen werden. Ziel solcher Gruppierungen ist in der Tat eine Rückkehr zu einem androzentrischen Weltbild.

Auch im Maskuli(ni)smus lassen sich ideologische Tendenzen finden. So finden sich zum Beispiel Ansichten die Frauen pauschal als gierige Jäger nach Alimenten darstellen oder einen egozentrischen, nur zur Selbstliebe fähigen, Charakter andichten.

Problematisch ist Kritik sowie die Gegenposition insbesondere deshalb weil Feminismus in der westlichen Welt als positive Heillehre für alle Menschen dargestellt wird.  Daraus folgt auch der Kurzschluss, dass Gegenpositionen negativ und rückwärtsgewandt sein müssen.

Ideologien

Im ursprünglichen Sinne wird unter einer Ideologie ein gemeinsamer Kanon aus Wertvorstellungen, Theorien und Zielen verstanden.

Ideologiekritik im Sinne von Karl Popper umfasst dabei insbesondere die Analyse folgender Punkte: Dogmatisches Behaupten absoluter Wahrheiten, Tendenz zur Immunisierung gegen Kritik, Vorhandensein von Verschwörungstheorien, utopische Harmonieideale sowie die Behauptung von Werturteilen als Tatsachen.

Totalitäre politische Ideologien mit umfassendem Wahrheitsanspruch weisen oftmals Elemente von Mythenbildung, Geschichtsklitterung, Wahrheitsverleugnung und Diskriminierung konkurrierender Vorstellungen auf.

Im Feminismus findet man alle genannten Punkten einer kritisierbaren totalitären Ideologie. Wie sieht es mit dem Maskulismus aus? Zumindest die Behauptungen absoluter Wahrheiten sowie das Vorhandensein von Verschwörungstheorien lassen sich feststellen. Ich vermute, dass die Bewegungen noch zu jung aber auch heterogen ist um von einem gemeinsamen Kanon und damit einer Ideologie sprechen zu können; während im Feminismus die einzelnen Kriterien zumindest auf die lautesten Strömungen zutreffen.

Glorifizierung des Feminismus

Glorifiziert dargestellt wird der Feminismus in der Regel durch die vorgeblichen Erfolge zur Gleichberechtigung in insbesondere den Bereichen Erwerbsarbeit, Bildung und Wahlrecht. Historisch betrachtet fanden diese Entwicklungen oft nur mit kurzer zeitlicher Verzögerung hinter der Gewährung entsprechender Rechte an die Männer statt. Die Glorifizierung der Frauenbewegung findet sich ebenso zur Änderung (1974-76) des kontrovers diskutierten §218. Beachtlich dabei ist, dass die Fristenlösung bereits 1920 von 55 SPD-Abgeordneten im Reichstag vorgeschlagen wurde. Zu den tatsächlichen Änderungen, bei denen zumindest ein Einfluss feministischer Kreise angenommen werden kann, kommen noch unzählige Erfolge in Form von Mythen und Legenden.

Das so propagierte durchweg positive Selbstverständnis verhindert damit sachliche Kritik im Keim. Die von Popper angedachte Tendenz zur Immunisierung gegen Kritik entfaltet hier ihr volles Ausmaß. Insbesondere die Verschwörungstheorie eines allmächtigen Patriarchats muss zur Begründung einiger Behauptungen herhalten.

Mein Selbstverständnis

Frei von Weltanschauung und Wertvorstellungen sind wir alle nicht. Grundwerte wie Menschenrechte werden uns durch unsere Erziehung in die Wiege gelegt. Aber auch die Sicht auf Familie und Partnerschaft festigt sich schon im Kindesalter und nicht selten entsteht so zum Beispiel ein religiös geprägter Wertekanon. Aber auch Erfahrungen im Erwachsenenalter stellen hin und wieder unser Weltbild auf den Kopf. Dazu können zum Beispiel schlechte Erfahrungen in Beziehungen sowie Rückschläge im Beruf gehören.

Ideologien können mit ihrem Feindbild helfen den so erlittenen Schmerz zu verkraften. Ich denke wir Menschen sind gerade deshalb in kritischen Phasen besonders anfällig um opportun erscheinende Glaubenssätze zu akzeptieren.

Ich selbst sehe die Welt natürlich als Mann und damit durch männliche Augen. Entsprechend liegen mir Männer- und Väterrechte deutlich näher als Frauenrechte. Meine Ideen und Gedanken sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss und eher ein Beispiel von Versuch und Fehlurteil. Schlüsse ziehen, Relativieren, Überdenken und auch Verwerfen gehört für mich genauso dazu wie letztendlich eine Position zu beziehen. Regelmäßig auch eine andere als vormals gedacht.

Das verträgt sich einfach nicht mit den Dogmen einer Ideologie. Jeder Standpunkt, und damit auch der eigene, muss hinterfragbar und auch kritisierbar sein. Feministische Positionen als femizentrisch zu kritisieren und gleichzeitig eine streng androzentrische Position einnehmen wirkt nicht nur verlogen. Da muss einfach Platz bleiben. Platz für ein gleichberechtigtes Miteinander. Klappt vermutlich nicht immer – aber ich arbeite daran.

Verallgemeinerung vs. Anekdote

Mein heutiger Artikel ist ausgefallen. Ersatzlos gestrichen. Obwohl er eigentlich fertig war wollte ich ihn dann nicht mehr haben. Zumindest nicht in der von mir verfassten Form.

Ich verallgemeinere gerne. Manchmal neige ich sogar dazu Verallgemeinerungen noch weiter zu verallgemeinern. Verallgemeinerungen dienen mir dazu die Sicht auf ein Problem oder eine Situation von persönlichen Ansichten zu bereinigen und einer Aussage zu mehr Objektivität zu verhelfen.

Jetzt fordert mich Elmar in einem Kommentar auf:

Danke, wenn du Lust hast (oder hast) du es schon getan, dann schreib doch bitte noch mal etwas mehr darüber, warum du nicht als Maskulist gelten möchtest.

Aber auch Stephan Fleischhauer schreibt beim Geschlechterallerlei:

Was ich an der “männlichen Diskussionskultur” vielleicht noch kritisieren würde, ist die reichlich schnelle Neigung zur Abstraktion (evilmichi nannte ja schon Verallgemeinerungen) und eine gewisse Abneigung gegen Anekdotisches. Andereseits können hier Frauen vielleicht auch von den Männern lernen.

GrauBlau schließt daraus:

Sehr guter Punkt! Ich meine sogar, nachdem ich all die verschiedenen Hintergründe gelesen habe, dass es ohne die persönliche Perspektive nicht geht. Falsch wäre dann, aus den eigenen Erfahrungen wiederum allgemeingültige Regeln aufzustellen.

In einer Hinsicht muss ich den Aussagen völlig Recht geben. Eine persönliche Anekdote hilft sehr die Beweggründe hinter einer Aussage nachzuvollziehen. Es erleichtert dem Leser den Blickwinkel des Autors einzunehmen.

Aber gerade bei so polarisierenden Themen wie dem Verhältnis der Geschlechter zueinander birgt eine solche Anekdote auch eine nicht unerhebliche Gefahr. Man offenbart damit eine deutliche Blöße und bietet eine nicht zu verachtende Angriffsfläche.

Mit feminismuskritischen Artikeln bewege ich mich derzeit deutlich gegen den Mainstream. Gerade in unseren Leitmedien wird Kritik nur versteckt vorgebracht und häufig im gleichen Satz relativiert. Die Gefahr als Frauenfeind denunziert zu werden ist nicht unerheblich. Verallgemeinerungen bieten hier eine Art Schutzraum weil sie Platz für andere Erfahrungen lassen.

Ich möchte persönliche Erfahrungen unterbringen. Gerne auch Erfahrungen in denen ich selbst falsch gehandelt habe. Nur wie soll sich das sinnvoll bewerkstelligen lassen?

Feministische Blogstöckchen

Der Frontberichterstatter warf vor einigen Tagen ein Blogstöckchen zu Arne, Chris und Man-Tau. Gestern hat Elmar das Stöckchen aufgehoben und auch zu mir weiter geworfen.

Ich hatte mir direkt überlegt ob ich es aufheben möchte und mich dagegen entschieden. Ich hatte ehrlich gesagt schlicht kein Interesse daran mich zu Fragen zu äußern die mich nur am Rande beschäftigen. Da das Stöckchen aber nun doch bei mir gelandet ist will ich auch kein Spielverderber sein.

Welche große Errungenschaft der letzten Welle des Feminismus empfindest Du als wichtig? Welche als überzogen?

Letzte Welle? Wenn ich darunter die als 3. Welle der Frauenbewegung bezeichneten Entwicklungen verstehen soll… Ich sehe keine Wichtigen, geschweige Nützlichen. Es gab in der Zeit durchaus einige gesellschaftliche Verbesserungen. Aber ich sehe bei keiner den Feminismus als ausschlaggebende Kraft.

So richtig überzogen empfinde ich die politische Verankerung von Gender-Mainstream und die kommende Frauenquote.

Welche feministische Forderung (z. B. einer politischen Partei) der letzten 10 Jahre hättest Du auch noch aus heutiger Sicht voll und ganz unterstützen können?

Gab es da was? Unterstützenswerte Forderungen fallen für mich eher unter Menschenrechte oder Humanismus. Das ist auch der Grund warum ich mich selbst nicht als Anhänger des Maskulismus betrachte.

Welche aktuellen feministischen Forderungen findest Du richtig?

Um die Pille Danach wird derzeit viel Wirbel auf feministischen Blogs gemacht. Ich sehe die Rezeptpflicht durchaus als ein Frauenproblem. Wenn ich mir aber überlege, dass es nach meiner Kenntnis nur in zwei benachbarten Ländern (Polen, Italien) noch eine Rezeptpflicht gibt sehe ich eher ein Religionsproblem. Gesetze die eine besondere Rücksicht auf Religionsgemeinschaften nehmen lehne ich grundsätzlich ab.

Für mich also eine richtige Forderung unter falscher Flagge.

Gibt es etwas das der Feminismus Deiner Meinung nach noch für Frauen fordern sollte/könnte und was natürlich für Dich gerechtfertigt ist?

Als faire Forderung? Mir fällt beim besten Willen nichts ein.

Mit welcher bekannten Feministin glaubst Du, könntest Du ein Bier trinken gehen und Dich mit ihr zivilisiert über Männerpolitik zu unterhalten?

An mir soll’s nicht liegen. Egal ob Männer- oder Frauenpolitik. Mich interessieren in erster Linie Inhalte. Da ich Feminismus aber für eine totalitäre Ideologie halte bezweifle ich, dass es auch nur eine echte Anhängerin gibt mit der das möglich sein sollte.

Mit welcher Feministin könntest Du das garantiert nicht?

Sag niemals nie. Ich bin mir sicher, dass ich mit jeder Feministin ein Gespräch bei einem Bier führen könnte. Ich befürchte nur, dass es Zeitverschwendung wäre.

Ein Beispiel reicht, gerne aber auch mehr.Gibt es feministische Gruppe die Du, evtl. auch nur in Teilen, unterstützen könntest?

In Deutschland? Nein. Im Ausland kann das aber durchaus anders aussehen da dort noch um Menschenrechte gekämpft wird.

Was ist Deiner Meinung nach der größte Fehler des Feminismus gewesen?

Der Feminismus ist für mich eben eine Ideologie und für manche schon eine Religion. Der Fehler ist der Feminismus selbst.

Welche Änderungen im Feminismus würdest Du vornehmen, damit er für Dich „akzeptabler“ erscheint?

Broken by Design.


Ich finde die Fragen alle schwierig weil sie voraussetzen, dass ich im Feminismus als Ideologie etwas Gutes finden kann. Ein weiteres Problem ist, dass Feminismus per se mit Frauenrechten gleichgesetzt wird.

Genau diesen Punkt sehe ich aber anders. Ich kann mich sowohl für Frauenrechte als auch für Männerrechte einsetzen ohne mich als Feminist, Maskulist, rechts, links, schwarz oder lila zu bezeichnen. Ich wünsche mir ein faires Miteinander ohne ideologische Brille.

Ich kann einfach nichts mit schwurbeligen Begründungen wie strukturelle Diskriminierung oder Patriarchat anfangen. Für Frauen wurden in den letzten Jahren immer wieder Erleichterungen durchgesetzt. Erleichterungen die objektiv nur wenigen Frauen etwas gebracht haben. Die Balance kippt in immer mehr Bereichen und so schadet meiner Meinung nach der Feminismus den meisten Frauen mehr als er ihnen nutzt.

Wer politisch an einzelnen Stellschrauben dreht verändert auch nur einzelne Kleinigkeiten. Das gesamte System kann sich unter ungleichen Last aber nur verbiegen und schlimmstenfalls auseinander brechen. Mehr Rechte bedingen meiner Meinung nach immer auch mehr Pflichten oder zumindest mehr Verantwortung.

Zuletzt möchte ich das Stöckchen dediziert zu Kai zurück werfen. Leider hat er es verpasst die Fragen direkt selbst zu beantworten. Ich wünsche seinem Sohn aber gute Besserung und hoffe, dass er bald den Kopf dafür frei hat.

UPDATE: Kai hat sein Blogstöckchen selbst aufgehoben.

dieStandard – Symptome des Todeskampfes?

Erst vorgestern gab es bei Genderama den Hinweis, dass dieStandard vor dem Aus steht. Ein bisschen unterschwellige Häme inbegriffen. Den Verlust eines feministischen Kampfblattes, dass selbst unter den Leserinnen Proteste provoziert, scheint verschmerzbar zu sein.

Da stolpere ich gestern über einen Artikel mit dem Titel: Genderunterschiede in der medizinischen Praxis unterschätzt

Gender und Medizin? Da kann doch nur die Forderung nach weiteren wichtigen Sonderbehandlungen für Frauen dahinter stecken. Weit gefehlt!

Frauen haben in der Nephrologie, Urologie oder Kardiologie oft schlechtere Behandlungsergebnisse als Männer und werden teilweise falsch oder nicht Leitlinien konform behandelt, bei Männern Osteoporose oder Depressionen häufig nicht erkannt.

Ja! Da werden tatsächlich auch Probleme der Männer angesprochen. Gerade die häufig unterschätzte Depression.

Wie vulnerable Lebensphasen Männer und Frauen auf verschiedene Weise prägen, zeige die Tatsache, dass die Lebenserwartung der Frauen in Österreich zwar um fünf Jahre höher ist als jene von Männern, Frauen aber anteilsmäßig weniger gesunde Lebensjahre verbringen als Männer.

Hey! Es ist immer noch dieStandard.

Frauen und Männer haben unterschiedliche Stärken und Schwachpunkte. Daher spielt Gender Medicine nicht nur in der Urologie und Gynäkologie, sondern für viele andere Disziplinen und vor allem für die Allgemeinmediziner eine wichtige Rolle.

Das klingt im Zusammenhang mit Gender doch recht vernünftig.

Wenn ich insgesamt von der Tatsache absehe, dass es sich hier offensichtlich nicht um das soziale Geschlecht sondern um das biologische (sex) handelt bin ich angenehm überrascht. Vielleicht ja wirklich eine Folge der Kürzungen?

Ich habe ja auch irgendwie die romantische Vorstellung, dass selbst feministische Betonköpfe irgendwann die Zeichen der Zeit begreifen. Brachiale Medien-Gewalt führt nicht zwingend zum erwünschten Ziel.